Führung durch Pestalozzi-Betriebe und handwerkspolitisches Fachgespräch

Bio, sozial, regional – Dorothea Wehinger MdL und Martin Grath MdL, handwerkspolitischer Sprecher der Fraktion Grüne, bekommen Führung durch Pestalozzi-Handwerksbetriebe.

„fördern, lernen, bilden – ein nachhaltiges und ganzheitliches Konzept“

Stockach-Wahlwies. Beim Besuch der Bäckerei und der Schreinerei im Pestalozzi-Kinderdorf, informierten sich die beiden Landtagsabgeordneten über die Arbeitsweise und die zugrundeliegende Philosophie der Handwerksbetriebe. „Bio, sozial, regional, so unser Grundsatz“, erklärte Katja Hendrischke, stellvertretende Ressortleitung Betriebe. Die Pestalozzi Bäckerei arbeitet nach den Richtlinien des Demeter-Verbandes und bezieht das Getreide aus der eigenen biologisch-dynamischen Landwirtschaft, dem Erlenhof in Wahlwies. Zudem ist die Bäckerei einer von neun Ausbildungsbetrieben im Kinderdorf, in dem überwiegend Jugendliche mit Förderbedarf eine theoriereduzierte Lehre zum Fachpraktiker oder eine Vollausbildung machen können. „In unseren Betrieben bilden wir insgesamt über 60, meist förderbedürftige, Jugendliche aus. Diese Jugendlichen erfahren bei uns die Unter­stützung, die sie brauchen, um ihre Ausbildung erfolg­reich abzuschließen. So haben sie eine echte Chance auf gesellschaftliche Teilhabe und ein eigenständiges Leben“, so Hendrischke. Der Erwerb der Pestalozzi Produkte, unterstützt die Ausbildungsbetriebe und das Pestalozzi Kinderdorf – ein Zuhause für aktuell knapp 150 Kinder, die nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern leben können.

In der Schreinerei, ebenfalls Ausbildungsstätte, werden die Jugendlichen in den gesamten Arbeitsprozess, von der Planung des Möbelstücks bis zur Auslieferung miteinbezogen. „Dadurch bekommen die Auszubildenden auch positive Rückmeldungen zu ihrer Arbeit, was sehr wichtig für sie ist“, erklärte Schreinermeister Thomas Mantau. Die in der Schreinerei hergestellten Möbel werden nicht nur an Kunden in der Region geliefert, sondern auch für die eigenen Räume im Kinderdorf verwendet. Nachhaltigkeitsstandards haben hier einen hohen Stellenwert: Die Handwerker arbeiten ausschließlich mit zertifiziertem Holz und lösemittelfreien Ölen.

„Wir Grüne wollen das Handwerk sozialer, ökologischer und regionaler machen. Die Pestalozzi-Betriebe sind ein tolles Beispiel dafür, wie das umgesetzt werden kann“, so Martin Grath MdL, selbst Bäckermeister und leidenschaftlicher Handwerker. Insbesondere beeindruckte die beiden Landtagsabgeordneten die gelungene Verbindung von Pädagogik und Nachhaltigkeit: „Durch die Ausbildung in den Pestalozzi-Betrieben bekommen die Jugendlichen nicht nur eine Struktur und Entfaltungsmöglichkeiten, sie lernen auch etwas über Kreislaufwirtschaft, Regionalität und nachhaltiges Arbeiten. Eine wichtige Kombination aus fördern, lernen und bilden“, lobte die Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger.

Unter Anleitung von Bäckermeister René Lorenz durften die beiden Abgeordneten bei ihrem Besuch noch selbst Hand anlegen und sich an Brezeln und Zöpfen versuchen. Für Bäckermeister Martin Grath eine Routineaufgabe, doch auch Dorothea Wehinger zeigte beim Schlingen Badischer Brezeln handwerkliches Geschick.

„Ohne Handwerk geht gar nichts!“ – handwerkspolitisches Fachgespräch in der Bildungsakademie Singen

Auf Einladung der Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger kamen InnungsmeisterInnen, HandwerkerInnen aus der Region und VertreterInnen der Handwerkskammer Konstanz zusammen, um über die gegenwärtigen Herausforderungen zu diskutieren. „Wir dürfen nicht nur über Leute sprechen, sondern müssen mit ihnen sprechen. Wir brauchen das Handwerk, nicht nur als Privatleute, sondern als Gesellschaft“, betonte die Abgeordnete Wehinger in ihrem Eingangsstatement.

Auch für den handwerkspolitischen Sprecher der Fraktion Grüne ist klar: „Ohne Handwerk geht gar nichts! Wir brauchen gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker für die Nahversorgung, für Reparaturen, für die Energiewende. Wer das Handwerk stärkt, stärkt das Land.“ Noch nie war das Handwerk so stark im Koalitionsvertrag vertreten wie jetzt: Fortführung der Meisterprämie, Stärkung der Aus- und Weiterbildung, Landesmittel für Investitionen, Initiative Handwerk 2025, Bürokratieabbau und Senkung der Kosten für Ausbildungskurse und Prüfungen.

Dass die genannten Themen dringend angegangen werden müssen, wurde in der Diskussion mit den HandwerkerInnen nochmals bekräftigt. Insbesondere sei es wichtig, mehr Menschen für handwerkliche Berufe zu begeistern, so der Tenor der Runde. Dafür brauche das Handwerk einen Prestige-Booster und dürfe nicht im Schatten von akademischen Studiengängen stehen, für die sich heutzutage viele junge Menschen entscheiden. Zudem brauche es mehr Frauen im Handwerk, wohnortsnahe Ausbildungsmöglichkeiten und vor allem ein höheres Leistungsniveau der BewerberInnen.

Dr. Maria Kreiner von der Handwerkskammer Konstanz informierte die Gruppe über die Digitalisierungsstrategie in der Aus- und Weiterbildung, die vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert wird. Zudem kritisierte sie den Trend zur Akademisierung der Berufe und appellierte für noch mehr Förderung und Wertschätzung gegenüber dem Handwerk.

Die beiden Landtagsabgeordneten versicherten der Runde, die Anliegen mit in die Landtagsausschüsse nach Stuttgart zu nehmen. „Schreiben Sie mir, ich versichere Ihnen, ich werde mich um ihr Anliegen kümmern, denn: wir brauchen Sie!“, so Martin Grath MdL an die Gruppe der Handwerkerinnen und Handwerker.