Typisch Handwerk: Nicht bloß reden, sondern machen!

Am Ende des vergangenen Monats lud ich Vertreterinnen und Vertreter des Landesinnungsverband für das Fleischerhandwerk in Baden-Württemberg zu mir in den Landtag ein. Mit Landesinnungsmeister Joachim Lederer und Christiane Unger, die Bereichsleitung der Geschäftsstelle des Landesinnungsverbands wurden Herausforderungen und Lösungswege besprochen. 

Bürokratismus im Handwerk brauch kein Mensch

Seit etlichen Jahren steht das Thema Bürokratismus im Handwerk ganz oben auf der Tagesordnung. Wir müssen nicht Bürokratie, sondern Bürokratismus abbauen. Bürokratie ist ein wichtiges Instrument, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, aber mit dem teilweise überbordenden Bürokratismus müssen wir dringend aufräumen. Dazu gehört auch eine Modernisierung der Verwaltungen nach dem Motto »ermöglichen, statt verhindern«.

Drängendes Thema: Fachkräftebedarf

Eines der drängendsten Themen im Handwerk ist und bleibt der Fachkräftebedarf. Joachim Lederer erklärte, dass man seit 20 Jahren vom Fachkräftemangel wisse und er persönlich keine Probleme habe, neue Auszubildende zu gewinnen, da er schon früh aktiv geworden sei. Er erzählte von seiner Initiative aus dem Jahr 2015, bei der junge Menschen aus Italien und Spanien, als in diesen Ländern hohe Jugendarbeitslosigkeit herrschte, eine Ausbildung in Deutschland begannen. Einer dieser Menschen wird nun der Nachfolger im Metzgerbetrieb von Lederer. 

Azubis aus Indien

Heute rekrutiert Joachim Lederer erfolgreich Auszubildende aus Indien. Dies bringt ihm eine hohe mediale Aufmerksamkeit, wodurch seiner Auffassung nach das Ansehen des Handwerks ungemein steige. Lederer erklärte: „Wir holen die Menschen nicht hierher, um sie auszubeuten. Die jungen Leute lernen bereits in Indien Deutsch und werden dann hier in Deutschland von Grund auf in einem Handwerksberuf ausgebildet. Ob sie danach in Deutschland bleiben oder zurück nach Indien gehen, um dort ihr Geld zu verdienen, bleibt ihnen überlassen.“

Ich kann das nur bestätigen: Der Austausch hat viele Vorzüge. Das Duale Ausbildungssystem in Deutschland ist einzigartig und zeichnet sich durch seine hohe Qualität aus. Selbst wenn einige der Fachkräfte nicht in Deutschland bleiben, bekämpft man damit auch Fluchtursachen. Denn die frischgebackenen Handwerker können dann auch in Indien ein gutes Leben mit einem beständigen Einkommen führen.

Christiane Unger betonte, dass es wichtig sei, auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher zu denken, damit sich die Menschen auch die teurere Brezel vom Bäcker und das gute Fleisch vom Metzger leisten können. 

Lokale Lebensmittel braucht das Land

Ihr kennt mich, ich kämpfe nun schon Jahrzehnte für gute Ernährung, hohe Biodiversität und Regionalität. Das kann nur mit dem Lebensmittelhandwerk vor Ort erreicht werden. Allerdings braucht das Lebensmittelhandwerk wieder mehr Wertschätzung, damit wir auch in Zukunft Menschen finden, die diese anspruchsvolle Tätigkeit ausüben.